Transkript
00:00:00: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich Willkommen zu unserem kurzen Nachtrag zu Folge 4 "Gedisst wie! Bildungsungleichheit in Deutschland". Wie immer mit Dr. Lydia Repke und Dr. Sophie Zervos.
00:00:15: Hallo, liebe Faktenfreunde! Hallo Sophie! Da sind wir noch mal kurz mit einem Nachtrag zur Folge “Gedisst wie!” Diesmal mit dem Untertitel “Das Eichhörnchen im Faktendickicht”.
00:00:28: Hallo Lydia, herzlich Willkommen, liebe Faktenfreunde! Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht, wieso Nachtrag und was hat das Eichhörnchen im Faktendickicht zu suchen?
00:00:40: Also Nachtrag, weil wir noch mal etwas richtig stellen wollen aus der letzten Folge und Eichhörnchen, weil, na ja, vielleicht kennt ihr ja die Redewendung “Der Teufel ist ein Eichhörnchen”? Sprich es kommt - das Eichhörnchen - scheinbar ganz harmlos daher und plötzlich stellt man aber fest, der Teufel liegt im Detail.
00:00:59: Und ehe man sichs versieht, landet man in Teufels Küche...
00:01:04: Und genau das ist uns im Faktendickicht der letzten Folge passiert.
00:01:09: In dieses Faktendickicht hat sich nämlich das Eichhörnchen eingeschlichen, der Schelm.
00:01:14: Oder die Schelmin...
00:01:15: Und wir wären ja nicht die Fakten dicke, wenn wir aus der Not nicht eine Tugend machten. Deswegen wollen wir den Wald noch mal kurz aufräumen, bevor man ihn vor lauter Bäumen gar nicht mehr sieht.
00:01:27: Genau. Aufräumen ist das Stichwort.
00:01:30: Genau genommen müssen wir nochmal einen Blick auf die PIAAC-Studie werfen. Das Programme for the International Assessment of Adult Competencies misst die Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich und ist die Studie, an der wir in der Podcast-Folge zur Bildungsungleichheit “Gedisst wie!” exemplarisch gezeigt haben, warum und wie Grundkompetenzen gemessen werden (also Lesekompetenz, alltagmathematische Kompetenzen und so weiter).
00:01:58: PIAAC – also unser PISA für Erwachsene – wird ca. alle 10 Jahre durchgeführt und besteht aus aktuell zwei Zyklen. Momentan befinden wir uns mitten in Zyklus 2. Und verantwortlich für das Projektmanagement der Studie hier in Deutschland ist GESIS, welches die Studie auch international mitkonzipiert.
00:02:19: Zum zweiten Zyklus von PIAAC liegen noch keine Ergebnisse vor. Zum Zyklus 1 aber schon, darüber haben wir ja in Folge 4 berichtet. Allerdings haben wir dabei nicht den gesamten Zyklus im Blick gehabt. Deshalb schauen wir jetzt nochmal genau hin.
00:02:34: Und dieser Blick lohnt sich, denn im ersten Zyklus gab es drei verschiedene Datenerhebungen, sogenannte Runden, die zwischen 2011 und 2018 zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefunden haben. Und auch die teilnehmenden Länder waren über die Runden hinweg nicht identisch.
00:02:53: Ja, und wir haben Witze darüber gemacht, dass die teilnehmenden Länder uns an die Mannschaften der Fußball-Europa- bzw. Weltmeisterschaft erinnern. Gerade weil, wie bei der EM und der WM, auch bei den Datenerhebungen jeweils unterschiedliche Länder beteiligt waren.
00:03:09: Leider ist Deutschland nicht immer beteiligt...
00:03:11: (lacht) Nee, leider nicht oder nicht mehr zumindest, richtig.
00:03:17: Ja, je nachdem, ob man sich also bei der Beschreibung der Ergebnisse auf den gesamten Zyklus oder auf einzelne Runden eines Zyklus bezieht, ändern sich die teilnehmenden Länder. Es sind also mal mehr oder weniger bzw. ganz andere Länder. Und damit ändert sich nicht nur der Durchschnitt, sondern logischerweise auch die Position, die Deutschland im internationalen Vergleich innehat.
00:03:40: Wie du sagst: Die Teilnahme unterschiedlicher Länder in den Runden hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Mittelwert, das heißt auf den statistischen Durchschnittswert, in der Gesamtbetrachtung.
00:03:51: Es ist also entscheidend, was man womit vergleicht. Für jede Runde kann man einen Durchschnittswert für die einzelnen Kompetenzen berechnen. Das kann man natürlich auch für den gesamten Zyklus machen. Und je nachdem was man sich also ansieht, ist dann auch die Position Deutschlands im Ländervergleich anders. Wenn man nämlich alle drei Runden mit einbezieht, also den gesamten Zyklus, dann sinkt der Durchschnittswert für die einzelnen Kompetenzen halt im Vergleich zu Runde 1. Und damit liegt Deutschland in Zyklus 1 auch signifikant über dem OECD-Durchschnittswert in allen drei Kompetenzen.
00:04:25: Ah wie beruhigend, dann sind wir ja gar nicht so durchschnittlich wie wir gedacht haben. “Signifikant überdurchschnittlich”, das fühlt sich gleich viel besser an und tröstet ein bisschen über das Ausscheiden in der EM hinweg.
00:04:39: Und wenn ihr, liebe Faktenfreunde, noch mal auf Nummer sicher gehen wollt, dass das alles stimmt, was wir euch gerade erzählt haben, dann schaut doch in unser Begleitmaterial zu Folge 4 “Gedisst wie! Bildungsungleichheit in Deutschland” auf podcast.gesis.org rein. Dort erfahrt ihr auch, wie bzw. wo ihr an die Daten rankommt und habt auch die Ergebnisberichte und andere interessante Artikel dazu verlinkt.
00:05:06: Und achtet bitte darauf, liebe Faktenfreunde, welche Ergebnisse sich auf welche Runde beziehen. Ich habe auf jeden Fall gelernt: Will man nicht als Eichhörnchen im Faktendickicht enden, dann muss man ausnahmslos sehr genau hinschauen.
00:05:24: In diesem Sinne: Im dichten Faktendickicht sind dicke Fakten wichtig. Beherzigt unser Motto! Bis zur nächsten Folge, liebe Faktenfreunde! Ciao!
00:05:35: Ja, auch wir halten uns an unser Motto. Tschüüüß!